Ein Konzept, um Schüler*innen schon ab einem frühen Alter für Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren und die nationalsozialistische Geschichte einfühlsam anzugehen, ist das Schreiben von Briefen an Zeitzeugen und Überlebende des Holocausts.
Die Schüler*innen werden anhand verschiedener Materialien mit den Biographien einiger Zeitzeugen vertraut gemacht und lernen so exemplarisch etwas über die Geschichte der Verfolgung und Bedrohung. Der biographische Ansatz verdeutlicht die Individualität jedes einzelnen Opfers und setzt so einen emotionalen Kontext, in den auch späteres Wissen eingegliedert werden kann. Es ist eine einfühlsame Herangehensweise, um der Abstraktion durch die große Zahl an Opfern entgegen zu wirken.
Durch den Kontakt zu Überlebenden werden die Schüler*innen zu Zweitzeugen, die über das Schicksal dieser Menschen Bescheid wissen und es anderen mitteilen können werden. Dieses Wissen soll sie zu Mitgefühl und einem Verantwortungsbewusstsein animieren, sich gegen Antisemitismus und Rassismus und politische Verfolgung einzusetzen.
Ein früher persönlicher Zugang zu Geschichte und Politik bringt eine gute Voraussetzung, um Schüler*innen für Demokratie und Mitmenschlichkeit zugänglich zu schulen. Je nach Altersklasse kann das Konzept auch an heutige Verhältnisse und Problematiken anknüpfen und eine Verantwortung für zukünftige Geschehnisse aufbauen. Persönliche Verbindungen zu den Zeitzeugen und zeitgenössischem Geschehen sind eine Möglichkeit, den Schüler*innen ein Interesse an der Geschichte und ihrem Platz und ihrer Verantwortung in der Gesellschaft zu vermitteln und zu bekräftigen.
Der Ablauf sieht die Nahebringung ausgewählter Biographien im Unterricht vor, in dem die Schüler*innen über das Schicksal der Überlebenden lernen. In sicherem Raum sollen die Schüler*innen über das Gelernte diskutieren und Fragen stellen können, bevor sie Briefe an die Überlebenden formulieren und ihnen Fragen stellen und ihr Wissen mitteilen können. Die Zeitzeugen können ihnen dann in ihren Briefen antworten. So entsteht ein zwischenmenschlicher Kontakt auch über räumliche Entfernung und eine sicherlich nachhaltig beeindruckende Erfahrung für die Schüler*innen, die langfristig einen Grundstein für den weiteren Wissenserwerb schaffen wird.