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Herbert Rubinstein


Herbert Rubinstein wurde am 26. Februar 1936 in Czernowitz in einer jüdischen Familie als einziges Kind von Max und Bertha Rubinstein geboren. Er wuchs in einer sehr liebevollen Familie auf. Herberts Vater war Anwalt, und sein Großvater Leiba leitete eine der lokalen Brauereien.

Herberts glückliche Kindheit dauerte nicht lange. Im Sommer 1940 wurde die Nordbukowina zusammen mit Czernowitz als Folge der geopolitischen Perturbationen in Osteuropa zum Bestandteil der Sowjetunion. Herberts Vater konnte seine private Rechtsanwaltspraxis nicht mehr fortsetzen, die Brauerei des Großvaters wurde verstaatlicht. Im Sommer 1941 begann die sowjetische Regierung, Hunderte von Czernowitzern, darunter Max Rubinstein, in die Rote Armee einzuziehen. Herbert war noch ein kleines Kind, aber an die Abschiedsszene mit seinem Vater, gekleidet in einer sowjetischen Uniform, erinnert er sich bis heute.

Als Anfang Juli jenes Jahres die Rumänen in die Stadt zurückkamen, begingen sie am 5. Juli ein Pogrom mit hunderten von Opfern im jüdischen Viertel. Am nächsten Tag erfuhr die Familie Rubinstein vom Brandanschlag auf den jüdischen Tempel und der Verhaftung des Rabbiners und Kantors. Zwar entkam die Familie den Massenerschießungen am 7. und 8. Juli auf dem Territorium des ehemaligen Sandsteinbruchs in der Nähe des Flusses Pruth, doch im Haus herrschte nun noch mehr Verzweiflung und Angst um die Zukunft.

Der damals fünfjährige Herbert erinnert sich heute nicht mehr daran, wie die Familien Rubinstein und Wolf die nächsten paar Monate gelebt hatten. Aber er erinnert sich daran, wie er mit den Nachbarskindern auf der Straße „Räuber und Gendarm“ gespielt hat. Damals hörte er zum ersten Mal antisemitische Beschimpfungen. Dann kam der Umzug in das Czernowitzer Ghetto, welches nur kurz existierte. Bis heute steht in seiner Erinnerung ein Raum voller verzweifelter Menschen, von scharfem Kotgeruch durchdrungen. Danach ging es nur noch darum, den fast täglich stattfindenden Deportationen zu entgehen. Wie durch ein Wunder kamen sie an falsche polnische Dokumente. Sie retteten der Familie das Leben. An einer Eisenbahnstation wurden sie als vermeintliche Polen aus dem Deportationszug geholt, der unmittelbar danach abfuhr.

Mit den polnischen Dokumenten ging Herbert mit seiner Mutter und einem Teil der Familie nach Regat, dem alten Teil von Rumänien, wo sie sich bei Bekannten und Fremden in verschiedenen Städten bis 1944 durchschlugen. Erst im Juli 1945 kehrten sie nach Czernowitz zurück, wo sie vom Tod seiner Großmutter Anna Wolf und seines Vaters erfuhren.

Bertha Rubinstein nahm im Rahmen ihrer Sozialarbeit für die jüdische Gemeinde einen ehemaligen Auschwitz-Insassen, den Düsseldorfer Max Rubin, bei sich auf. Dieser half der Familie Rubinstein später, zu ihm nach Amsterdam zu fliehen. Herbert war damals 10 Jahre alt. In den Niederlanden fand er nicht nur seinen zweiten Vater, sondern endlich die Möglichkeit, einfach ein Kind zu sein. In Amsterdam erlebte Herbert mit seiner Mutter und seinem Stiefvater zehn schwierige, aber auch glückliche Jahre und sie zogen im Jahr 1956 nach Düsseldorf.

Düsseldorf wurde in jeder Hinsicht eine neue Heimat für Herbert Rubinstein. Er fand hier viele Freunde, in der deutsch-katholischen Gemeinde und einer großen Czernowitzer jüdischen Diaspora. Hier begegnete er auch seiner Frau Ruth, mit der er drei Kinder hat. Beide sind bis heute äußerst aktive und anerkannte Mitglieder der neuen Düsseldorfer Jüdischen Gemeinde, bei deren Aufbau sie mitwirkten. Im September 2017 besuchte er zum ersten Mal nach seiner 71-jährigen Abwesenheit wieder seine Heimatstadt am Pruth, begleitet von seiner Tochter und der ukrainischen Filmemacherin Kseniya Marchenko.

https://www.youtube.com/watch?v=Yo06TBx1M8I&feature=youtu.be7&fbclid=IwAR2t2R8Y1DqIhR-4DcSS-ErpO_kiWvnyxLAFxEuBRaS353ANUzg2fI6Fk4o

https://www.youtube.com/watch?v=GRam0mgjWkE&feature=youtu.be&fbclid=IwAR0Rv2_aOrnL41I9w_oKIJeAA4ZbNtKYEDwrQUHmqtqh9HgPj5DH9SUBcAQ

zeitzeugen/czernowitz/herbert_rubinstein.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/18 18:41 von matthias