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Hannah Podolskaja

Aus dem Interview vom 20. Juli 2016, Jüdische Gemeinde Düsseldorf

Ich bin im Jahre 1953 in Wladiwostok geboren. Mein Vater ist ein Militärangehöriger gewesen, ein Berufsoffizier, nach dem Krieg wurde er in den Fernen Osten geschickt.

Als ich zwei Jahre alt war, zogen wir nach Kiew. Mama und Papa stammten aus dem Kiewer Gebiet, aus der städtischen Siedlung Iwankow. Dort hatten sie gelebt, dort haben sie sich kennengelernt. Später kamen sie nach Moskau. In den ersten Kriegstagen ging mein Vater an die Front, er kämpfte an der Leningrader Front, hat den ganzen Krieg mitgemacht. Und meine Mutter wurde mit zwei kleinen Kindern, meinen Brüdern, nach Uljanowsk evakuiert. Dort hat sie Holz verschifft und die Gräben gegraben.

Die Familie Witebski.

Meine Großmutter Hanna Witebskaja und mein Großvater Jutka Lejb Witebskij wurden in Malyn erschossen. Der Bruder meiner Mutter Ilja ist an der Front umgekommen. Seine Familie, Ehefrau Riva und Sohn Srul, kamen in Malyn um, sie wurden erschossen. Der Bruder meiner Mutter Samuil machte den ganzen Krieg durch, wurde schwer verletzt, blieb aber am Leben. Seine Familie: Ehefrau Udl und Kinder Danja, Chajm und Wowa wurden in Malyn erschossen. Der Bruder Mischa fiel an der Front. Seine ganze Familie: Ehefrau Chava und Kinder Rachil, Udl und Pinja wurden in Malyn erschossen.

Der Bruder Aaron starb an der Front. Die Schwester Sonja wurde in Malyn erschossen. Die Schwester Fanja überlebte, aber ihr Mann fiel an der Front. Es war eine gute, große, harmonische Familie, aber nach dem Krieg blieb fast keiner von ihnen am Leben.

Die Familie Podolski.

Und das ist die Familie meines Vaters, auch wenn nicht vollständig: meine Großmutter Miriam, mein Vater, als er noch ein Junge war, sein Bruder. Sowohl Vater als auch sein Bruder haben den ganzen Krieg durchgemacht. Die Schwester meines Vaters Channa, nach der Heirat Volodinskaja, ihr Mann Petja und drei Kinder wurden in Babyn Jar erschossen.

Mein Vater hatte noch einen Stiefbruder Srul. Papas leibliche Vater starb 1918 an Typhus. Die Großmutter heiratete zweites Mal und so kam Srul auf die Welt. Am Anfang des Krieges, als man noch evakuiert werden konnte, setzte die Großmutter den Srulik auf den Pferdewagen, sie wollte, dass er mit den Nachbarn mitkommt. Er fuhr weg, ist aber später geflohen, kehrte zurück und wurde danach in Malyn erschossen. Genesja Micheleewna Podolskaja, die Großmutter meines Vaters, wurde in Babyn Jar erschossen.

https://youtu.be/gA64j-OAEeY?t=565

zeitzeugen/malin/hannah_podolskaja.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/18 19:26 von matthias